Das Wetter erlaubte uns, die Osterwoche wie gewohnt am Dorfplatz zu beginnen. Am Palmsonntag wurde "Jesus beim Einzug in Jerusalem" von vielen Kindern mit ihren Palmstangen und Palmbuschen begrüßt. Die Mädchen und Burschen der Landjugend standen mit ihren Palmstangen für die Kirchenbesucher Spalier, als diese vom Dorfplatz zur Kirche wanderten.
Am Dienstag in der Osterwoche wurde das Ostergrab aufgebaut. Den Rest des Jahres steht das Ostergrab gut verstaut im "Dachboden" oberhalb des Kirchenschiffes. Es werden einige starke Helfer benötigt, um die schweren Holzteile von dort herunterzuholen und aufzubauen.
Die hinterleuchteten Holzteile mit tausenden Glasperlen erstrahlen in der Osterzeit in vollem Glanze - nicht zuletzt auch dadurch, weil zwei verloren geglaubte Teile, die Engel, nach Restauration nun seit wenigen Jahren wieder auferstanden sind!
Nicht nur das Ostergrab wird an diesem Tag aufgebaut. Schwere Vorhänge verdecken die Altäre und müssen zuerst mit langen Holzstangen nach oben gehievt werden.
Am linken Seitenaltar gibt es eine Besonderheit zu bestaunen: Die "Marterwerkzeuge" sind dort auf langen Stangen sitzend dargestellt.
Am Gründonnerstag gedachten die Kirchenbesucher des letzten Abendmahles. Tatkräftig unterstützt wurden sie von den Erstkommunionkindern, die den traditionellen Ablauf eines jüdischen Pessach-Festes darstellten, so wie Jesus es mit seinen Jüngern feierte. Tischtuch (Altartuch), Kerzen, Brot, Wein und ein Brei aus Datteln dürfen dabei nicht fehlen. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst von einer Gruppe des Kirchenchores. Die Orgel erklang zum "Gloria" ein letztes Mal, bevor sie für einige Tage schweigt.
Wie immer hatte die Messe am Gründonnerstag kein "Ende" und keinen Schlusssegen. Dadurch soll symbolisiert werden, dass die Kirchenbesucher nicht einfach nach Hause gehen, sondern in den nachfolgenden Stunden - den Stunden des größten Leidens - Jesus in Gedanken beistehen.
Seit dem Gloria am Gründonnerstag sind die Glocken nun stumm - die Kirchenorgel auch. Viele sind an die Glocken schon so gewöhnt, dass es kaum mehr auffällt, wenn sie läuten. Doch an diesen Tagen merkt man, dass etwas fehlt! Kein Glocken-Wecker am Morgen. Kein gewohnter Ton, der alle Stunden ansagt. Kein "Zammläuten" vor der Messe. Es bleibt leise.
Doch die Stille wird von einem alten Brauch durchbrochen - die Ratschenkinder gehen rund um die Kirche und durchs Dorf. Am Karfreitag um 12:00 Uhr (statt dem "Zwölfeläuten"), um 15:00 (vor der Kreuzwegandacht der Kinder) und vor dem Karfreitagsgottesdienst um 19:00 werden die Kirchenglocken durch lautes Klackern und Hämmern vertreten. Es ist harte Knochenarbeit, die Ratschen drehen zu lassen und gleichzeitig um die Kirche zu wandern. Nach drei Runden hat man sich eine Pause redlich verdient.
Die Ratschen, die heuer zum Einsatz kamen, haben die Kinder in der Tischlerei "MAX" unter fachmännischer Anleitung sogar selbst gebaut, um diesen Brauch weiter aufrecht zu erhalten!
Ein Video vom Ratschen 2023 gibt's auf Youtube (hier klicken).
Am Karfreitag wurde während zwei "Kreuzenthüllungen" dem Tode Jesu gedacht. Am Nachmittag gab es eine Kreuzwegandacht für alle Kinder und am Abend wurde während der Karfreitagsliturgie das Kreuz noch einmal enthüllt.
Anstelle die Kommunion zu empfangen, legen die Kirchgeher vor dem enthülten Kreuz eine Blume nieder.
Die Blumen, die während der Kreuzverehrung am Karfreitag niedergelegt wurden, werden gleich nachher von unseren fleißigen Blumenbinderinnen mit Wasser versorgt und anschließend am Karsamstag zur Dekoration des Altarraumes für die Osternacht verwendet.
Ein großer Dank ergeht an unsere fleissigen Helferinnen!
Den Höhepunkt des Kirchenjahres durften wir am späten Abend des Karsamstages gemeinsam erleben. In der Auferstehungsfeier in der Osternacht wurde es lautstark verkündet: "ER IST WAHRHAFT AUFERSTANDEN!"
Die Feier gliedert sich dabei in mehrere Teile:
Musikalisch umrahmt wurde die Osternacht vom Kirchenchor Söll und der Rhythmischen Gruppe, die gemeinsam sangen und von Klarinette, Querflöte, Saxophon und drei Gitarren begleitet wurden.
Um 07:30 morgens am Ostermontag, als viele noch schliefen, luden die katholische Jungschar und der Familienausschuss Jung und Alt, vor allem jedoch auch die Firmlinge - zum österlichen Emmausgang und anschließendem Frühstück ein.
Eine große Gruppe wanderte durch Söll - auf den Spuren der Jünger, die Jesus kurz nach seiner Kreuzigung begegneten, ihn aber nicht sofort erkannten.